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"Willkommen in Kriftel"

Gemeinde informierte über Flüchtlingsaufnahme (Forts.)


Barbara Tambour, Franz Jirasek und Christian Seitz (v.l.)

Als nächstes stellte Dr. Barbara Tambour die Initiative „Willkommen in Kriftel – Arbeitskreis Flüchtlinge“ vor, die sich im Juli konstituiert hat. In diesem Arbeitskreis arbeiten Vertreter der drei christlichen Kirchen Kriftels, des Ausländerbeirats, der mobilen Beratung, des Familienzentrums und weitere interessierte Bürgerinnen und Bürger mit, die sich für dieses wichtige Thema einsetzen wollen.
Der Arbeitskreis möchte dafür Sorge tragen, dass sich die Flüchtlinge in Kriftel zuhause fühlen. Als Leitmotiv hierfür dient das Bibelwort: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäus 25,31). Wichtig sei aber, die Flüchtlinge nicht mit Hilfsangeboten zu überfordern, was zuvor auch schon Joachim Werle herausgestellt hatte. Nach einer behutsamen Kontaktaufnahme sollen die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Flüchtlinge ermittelt werden, auf die dann im Rahmen der Möglichkeiten gezielt eingegangen werden soll.

In zunächst sechs Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten soll die Unterstützung der Flüchtlinge organisiert werden: Organisation/Büro, Behörden/Gesundheit (dazu gehört beispielsweise die Begleitung zu Ämtern und Ärzten), Rechtsfragen, Logistik (z.B. allgemeine Hilfe im Alltag, Einkaufen etc.), Kultur/Schule/Freizeit (ein Schwerpunktthema dieser Gruppe werden Sprachkurse sein) sowie der Komplex Kinder/Jugendliche. Frau Dr. Tambour ermunterte die Zuhörer, in dem Arbeitskreis mitzuarbeiten und sich in vorbereitete Listen zu den entsprechenden Arbeitsfeldern einzutragen, wovon später auch reichlich Gebrauch gemacht wurde. Wer sich noch in dem Arbeitskreis engagieren möchte ist herzlich eingeladen, per E-Mail an info[at]ak-fluechtlinge-kriftel.de Kontakt mit der Initiative aufzunehmen. Zum Abschluss ihrer Ausführungen lud Frau Dr. Tambour alle Interessierten zur nächsten Sitzung des Arbeitskreises am Montag, 8. September, 19:30 Uhr in das Gemeindehaus der katholischen Kirchengemeinde St. Vitus (Kapellenstr. 1) ein, wo sich dann auch die erwähnten Arbeitsgruppen erstmalig formieren werden.

Im Anschluss an die Kurzvorträge bestand die Möglichkeit, Fragen an die Vertreter auf dem Podium zu stellen, zu denen neben den bereits erwähnten Personen auch Silke Krüger, die Leiterin der Gruppe Asyl beim Main-Taunus-Kreis sowie Kriftels Erster Beigeordneter Franz Jirasek gehörten. Ausführlich gefragt wurde nach der Bewegungsfreiheit der Asylbewerber. Joachim Werle erläuterte, dass die Flüchtlinge Ausweispapiere für den Regierungsbezirk Darmstadt erhalten und sich damit im Bundesland Hessen frei bewegen dürfen. Für Reisen in andere Bundesländer ist eine gesonderte Genehmigung erforderlich, ohne diese drohen empfindliche Bußgelder.

Ausführlich gesprochen wurde auch über die Arbeitsmöglichkeiten der Asylbewerber. Dazu erklärte Joachim Werle, dass die Flüchtlinge – mit wenigen Ausnahmen – in den ersten neun Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland nicht arbeiten dürfen. Es gebe allerdings Bestrebungen seitens der Europäischen Union, diese Sperrfrist auf drei Monate zu verkürzen. Für die Integration in den Arbeitsmarkt seien deutsche Sprachkenntnisse zwingend erforderlich, in der Praxis fehlen allerdings die Mittel, entsprechende Sprachkurse anzubieten. Bürgermeister Seitz und die Vertreter des Ausländerbeirats verwiesen in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit, solche Kurse auf ehrenamtlicher Basis anzubieten.

Die Frage, ob diese neunmonatige Sperrfrist auch für den Schulbesuch schulpflichtiger Kinder gelte, konnte Frau Dr. Tambour mit einem eindeutigen „Nein“ beantworten. Die Schulpflicht gelte von Beginn an. In der Lindenschule werde eine „Intensivklasse für Seiteneinsteiger“ eingerichtet, für die derzeit noch eine Lehrkraft gesucht wird. In dieser Intensivklasse erhalten die schulpflichtigen Kinder täglich vier Stunden Deutschunterricht, bis sie in der Lage sind, mit ihren Kenntnissen eine Regelklasse zu besuchen.
Eine weitere Frage widmete sich dem Thema, ob es eine zentrale Sammelstelle für Sachspenden wie Spielzeug oder Kleidung gebe. Frau Dr. Tambour antwortete darauf, dass dies nicht geplant sei. Wenn entsprechende Wünsche und Bedürfnisse ermittelt sind, solle in der Öffentlichkeit gezielt zu solchen Spenden aufgerufen werden. Mit diesem Verfahren solle verhindert werden, dass Dinge gespendet werden, für die am Ende gar kein Bedarf besteht.

Nach dieser Fragerunde bedankte sich Bürgermeister Seitz herzlich bei allen Anwesenden für ihr Interesse und beendete diesen Teil der Informationsveranstaltung. Im Anschluss daran bot sich den Besuchern noch die Möglichkeit, sich auf Schautafeln über die im Bau befindliche Unterkunft zu informieren. Außerdem wurden von den zahlreich anwesenden Mitgliedern des Arbeitskreises, darunter dessen Initiatoren Pfarrerin Carmen Schneider, Pastoralreferent Dr. Thomas Hammer und Pastor Artur Wiebe, individuelle Fragen beantwortet. In vielen Einzelgesprächen endete eine überaus informative Veranstaltung, in der die von Bürgermeister Seitz eingangs erwähnte Offenheit der Krifteler zum Thema Flüchtlinge deutlich zum Vorschein kam.